Die Bedeutung des Frühstücks

Mmh. Ich war lange untätig und habe nichts gebloggt. Ich übergehe die vergangenen Monate und erwähne nur schnell, dass ich in der Zwischenzeit mein 2. Staatsexamen habe (mit einer 1 vorm Komma, bin also sehr zufrieden) und mich zumindest schon teilweise in Umzugsvorbereitungen gestürzt habe, um dann ab 01.08. in einem anderen Bundesland meine Brötchen zu verdienen.

Viel interessanter ist aber wie immer, was so in der Schule passiert ist. Zum Beispiel vergangenen Freitag. Es ging los mit einer Doppelstunde Bio bei meinen 10ern.

Wie immer freundlich und laut grüßender Schüler (auch gerne mal mit „MAHLZEIT!“): „Guten Morgen, Herr Referendar! Wie geht es Ihnen heute?“
Ich: „Naja, nicht so, ich erkläre euch gleich warum und was das für euch bedeutet.“
Schüler: „Oh, ist was schlimmes passiert?“
Ich: „Ja, und die Konsquenzen für euch sind verheerend.“

Es vergehen ein paar Minuten bis zum Stundenklingeln…
Ich: „Guten Morgen! Ich habe leider eine schlechte Nachricht für euch.“
Diverse Schüler: „Ooooooh.“ „Was denn???“ „Ein Teeeest?“
Ich: „Nein. Viel schlimmer. Ich habe heute verschlafen.“
Diverse Schüler: „Puuuuuuuh.“ „Und was hat das mit uns zu tun?“
Ich: „Tja, so einiges. Wie gesagt, ich habe heute verschlafen. Ich habe es noch geschafft zu duschen. Und mich anzuziehen, offensichtlich.“
…vereinzeltes Gelächter…
Ich: „Was ich aber nicht mehr geschafft habe, ist frühstücken. Ergo: ich habe Hunger.
Schlauer Schüler: „Oh nein, Sie haben schlechte Laune!“
Ich: „Vollkommen richtig. Diverse Freunde und Freundinnen können bezeugen, dass ich unleidlich werde, wenn ich Hunger habe. Mein Blutzuckerspiegel und meine schlechte Laune verhalten sich dann antiproportional. Während das eine ins bodenlose fällt, nimmt das andere unaufhaltsam zu.“
Sehr schlauer Schüler: „Wollen Sie mein Knoppers? Das hilft bestimmt!“
Ich: „Nein, lass mal. Ihr fordert mich heute nicht heraus und ich halte dafür meine schlechte Laune in Grenzen.“
… wenig überzeugte Schüler schauen mich an… die Stunde beginnt… ein Gruppenpuzzle zu Erscheinungen und Ergebnisse der Evolution wird beendet (Analogien, Homologien, Spezialisierungen, rudimentäre Organe und Adaptationen)… während der Gruppenarbeitsphase bereite ich eine neues Tafelbild vor und laufe umher um einzelnen Schülern „freundliche Hinweise“ zu geben (Verhalten, Schrift, Mitarbeit,…)
Schüler: „Herr Referendar, Sie kritisieren aber heute viel an uns.“
Ich: „Mmh. Irgendwann muss ich euch ja mal auf all die Sachen hinweisen.“
Schüler: „Aber heute sind Sie besonders kritisch. Das liegt bestimmt am Hunger.“
Schülerin: „Jaaa, da hat er recht! Sonst sind Sie nicht so! Sie werden immer mehr wie die anderen Lehrer!
Ich: „Vom Status her bin ich das ja jetzt auch. Ich habe das 2. Staatsexamen. Daher darf ich jetzt auch für Vertretungsstunden en masse eingeteilt werden.“
Schüler: „Dann bekommen Sie jetzt auch mehr Geld!?“
Ich: „Nein. Eben nicht. Ich darf mehr arbeiten, bekomme es aber nicht bezahlt. Der Gedanke daran verschlechtert meine Laune übrigens noch mehr.“
Schüler: „Ohoh. Herr Referendar verhält sich irgendwie wie der eine Typ in der Snickers-Werbung!“
Schülerin: „Jaaaaaaaaaaaaa, er wird zu DIVA!!! Gebt Herrn Referendar schnell ein Snickers!!!“
Ich: „Nee, lasst mal. Ich will mal schauen, wie viel schlecht gelaunter ich noch werden kann. Wir haben ja noch eine zweite Stunde vor uns.“
…die Gruppenarbeitsphase wird langsam beendet… erste Schüler stellen ihre Ergebnisse zu Adaptationen etc. vor… zwei Schülerinnen hören nicht zu, tuscheln die ganze Zeit und gehen mir dadurch doch ein wenig auf die Nerven…
Ich: „OK. Ihr habt die Ergebnisse gut präsentiert. Wichtig ist vor allem, dass Ihr Homologien und Analogien gut voneinander abgrenzen könnt und die nicht verwechselt.
Noch ein persönliches Wort zu den rudimentären Organen: Ich persönlich vermuuuuute ja, dass bei einigen Menschen… *mein Blick schweift durch die Klasse und bleibt bei den beiden störenden Mädels kurz hängen* … das Gehirn auch nur noch ein rudimentäres Organ ist.“
… Gelächter bricht aus… die beiden Mädels lachen mit…
Mädel 1: „Herr Referendar, wollen Sie damit etwas behaupten, dass wir dumm sind?“
Ich: „Nein, wieso? Ich habe „ich vermute“ gesagt und keinen Namen genannt. Niemals würde ich euch als dumm bezeichnen!“
Sie scheinen wenig überzeugt zu sein…
Schüler: „Denkt dran, Herr Referendar ist schlecht gelaunt! Fordert Ihn nicht heraus!“
… es klopft an der Tür… es ist meine Englisch-Mentorin, die mir Aufgaben für eine Vertretungsstunde in ihrer Klasse geben will… sie ist ein Herz von Mensch und hat mich gerade in den ersten schwierigen Monaten des Referendariats sehr unterstützt… ich setze ein Lächeln auf und gehe kurz aus dem Raum, um mir alles kurz erklären zu lassen…
Schülerin: „Herr Referendar, Sie sind aber ein guter Schauspieler! Es war beeindruckend, wie schnell Sie eben auf freundlich und gut gelaunt umgeschaltet haben.“
Ich: „Tja, ich war ja auch zu Schulzeiten in einer Theatergruppe. Die interessante Frage, die sich daraus ergibt, ist allerdings, welches Verhalten nun gespielt war und welches nicht.“ 🙂

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6 Antworten zu Die Bedeutung des Frühstücks

  1. Frau Falke schreibt:

    Kaum ist der gnädige Herr richtiger Lehrer passiert so etwas. Lass das mal nicht zur Gewohnheit werden. 😉

    • Der Referendar schreibt:

      Das wird es nicht, versprochen 🙂 Wobei ich auch nicht gedacht hätte, dass ich mit Ende 20 noch mal verschlafe… Solange ich nicht zu spät zum Unterricht erscheine, verkrafte ich es aber und die Schüler sicherlich auch. Im Endeffekt war es eine sehr lustige Doppelstunde 🙂

    • Theni schreibt:

      Nein, Fälkchen, Lehrer dürfen ganz oft verschlafen…! Am besten so, dass sie zu spät kommen! 😉

  2. Jürgen schreibt:

    Wir beginnen in der Schule den Tag mit einem Frühstück (für Schüler). Da kann auch eine Lehrkraft sich mal eine Semmel belegen.

  3. Theni schreibt:

    Mich würd´s jetzt ja schon interessieren, in welches Bundesland es dich verschlagen hat… 😉
    Und schön, hier mal wieder was zu hören/lesen. 🙂

    • Der Referendar schreibt:

      Leider wird es wohl nicht nach Baden-Württemberg gehen. Dieses Jahr scheint meine Fächerkombination dort nicht ganz so attraktiv zu sein 😦 Und es sprechen ein paar andere Faktoren noch für ein anderes Bundesland… z.B. Freunde, die schon dort sind.
      Das Bloggen habe ich ein wenig vernachlässigt, ich weiß. Um ehrlich zu sein, habe ich mich in den letzten Monaten stressbedingt auch nicht so danach gefühlt… aber jetzt kommen sicherlich noch ein paar amüsante Wochen 😉

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